Voll im Trend, doch nicht ganz einfach: Arbeiten von unterwegs

Arbeiten im Campervan liegt voll im Trend. Dabei denken die meisten an eine einzelne Person oder ein junges Paar, das sich eine Abwechslung von Zuhause gönnt und das Büro in die Ferne verlegt. Im mit Holz verkleideten Inneren des Campingbusses sitzt man in einer perfekt designten Sitzecke, direkt daneben steht der Kaffee auf der kleinen Küchenzeile. So jedenfalls sieht das in den Dokus und im Internet immer aus. Ganz anders gestaltet sich das Ganze, wenn man als Familie zu sechst in einem VW-Bus reist.

Ich arbeite in Teilzeit an zwei bis drei Vormittagen in der Woche, während wir in unserem Campingbus durch Europa fahren. Die Herausforderung: Mit sechs Personen ist der Bus bereits am Limit, ohne dass ich versuche, darin eine Ecke zum Arbeiten zu finden.

Bei schönem Wetter ist es einfacher. Bis die Kinder aufwachen, sitze ich in unserem VW-Bus auf der Rückbank und bearbeite still die ersten Aufgaben. Zu dieser Zeit sind meine Kollegen noch gar nicht am Rechner, es ist also meist sehr ruhig. Sind die Kinder wach, gehe ich nach draußen und arbeite dort weiter, während der Rest der Familie am Heckauszug Frühstück macht. Zur Mittagszeit bin ich fertig und wir essen zusammen 

Schlechtes Wetter ist eine kleine Herausforderung

So sieht der Arbeitstag leider selten aus. Wenn es morgens noch kalt ist, ist das Arbeiten draußen ungemütlich bis unmöglich. Ich sitze ja nur herum und bewege mich nicht. An solchen Tagen kann ich oft auf die Infrastruktur unseres Übernachtungsplatzes zurückgreifen. Gezielt suche ich ein, zwei Tage im Voraus einen Ort aus, der stabiles Internet und einen Aufenthaltsraum hat. 

Dass so ein Raum existiert, heißt aber nicht, dass es dort angenehm ist zu arbeiten. Probleme, die auftreten können:

#1 Der Raum ist nicht beheizt und ich friere die ganze Zeit

#2 Der Raum hat keine Steckdose und mein Arbeitslaptop hält nur knapp durch

#3 Im Raum ist das Wlan super schlecht, so dass der mobile Hotspot herhalten muss

#4 Der Raum hat keine Fenster oder ist ungemütlich

#5 Der Raum ist zu klein und es gibt zu viele andere Leute, die ihn auch gerne nutzen wollen

#6 Der Raum ist zu weit von unserem Basislager entfernt und ich muss anrufen, wenn mir jemand ein Brot zum Frühstück bringen soll

Ich hatte jedoch auch schon wunderschöne „Büros“ in der Ferne. Einmal saß ich in Norwegen im Hotel neben dem Campingplatz mit Aussicht auf Fjord und Berge in einem annähernd leeren Speisesaal und konnte mich am Frühstücksbuffet bedienen. Ein anderes Mal, an der Côte d’Azur, hatte ich mein temporäres Büro in einer Ferienwohnung am Campingplatz und sah in der Ferne das Meer glitzern. Und in Portugal gab es auf meinem Lieblingscampingplatz ein Café, wo ich in einer Ecke sitzen und in Ruhe arbeiten konnte, immer bestens versorgt mit Kaffee und Snacks.

Wenn es überhaupt keinen Aufenthaltsraum gibt, hat das gleich zwei Nachteile: Nicht nur kann ich ihn nicht nutzen, sondern auch die Kinder sind bei schlechtem Wetter im Auto gefangen. Im schlimmsten Fall kann ich auch den ganzen Tag im Bus arbeiten. Dann setze ich mich nach vorne, während hinten die Kinder spielen. Ich sitze also zum Beispiel auf dem Fahrersitz. Es ist nicht sehr bequem, aber es geht. 

Während ich arbeite, betreut Sebastian die Kinder

Manchmal bietet es sich auch an, dass Sebastian mit den Kindern einen Ausflug macht, während ich arbeite. Dafür muss es aber erstmal etwas geben, was für ihn und die vier Kinder leicht erreichbar ist. Sowieso ist der nicht arbeitende Partner in unserem Fall der Schlüssel zum Erfolg. Dass beide Erwachsenen arbeiten, wäre für uns auf dem Roadtrip mit vier Kindern nicht machbar.

Trotz der Widrigkeiten liebe ich das Arbeiten von Überall. Es ist unglaublich motivierend, nach Feierabend direkt an einem spannenden, neuen Ort zu sein. Direkt am Strand, in einer lebendigen Stadt oder in der Natur, wo nichts als Entspannung und Ruhe auf dem Plan steht. Das alles ist nur möglich, weil mein Arbeitgeber das mobile Arbeiten erlaubt. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Und an die Frage, „Wo bist du denn eigentlich?“, die ich oft von den Kollegen höre, habe ich mich auch gewöhnt.

Wo immer ich auch bin, fällt es mir leicht, meine Umgebung beim Arbeiten auszublenden und mich zu konzentrieren. Genauso leicht kann ich zwischen Arbeit und Freizeit wechseln. Ist der Laptop zu, ist mein Kopf auch sofort im Feierabend. Das kommt mir entgegen.

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