Nach ein paar Tagen Roadtrip durch Tschechien besuchen wir Freunde und Verwandte im Erzgebirge. Es ist eine willkommene Abwechslung mitten im Wald in deren Einfahrten zu campen. Nachts hören wir die Bäume rauschen, sonst nichts. Tagsüber erkunden wir den Wald, sammeln Himbeeren und Blaubeeren und kochen überm Feuer. Ganz in der Nähe schauen wir uns zum Schluss eine berühmte Glasbläserei an.
Auch wenn wir schon ein paar Mal im Erzgebirge waren, zeigt es sich immer wieder von einer neuen Seite. Diesmal ist es fast ein wenig zu kühl, auf jeden Fall zu verregnet. Aber trotzdem lieben wir die Ruhe, fernab von Autobahnen, ja sogar von geteerten Straßen. Zum Einkauf läuft man hier über die Felder ins Tal. Hinter dem Wochenendhaus von Sebastians Vater kommen nur noch zwei Nachbarn und dann der Wald.
Das Licht fällt immer anders durch die Baumkronen. Diesmal ist trotz des vielen Regens die Quelle nahe des abgelegenen Bahnsteigs fast versiegt. Normalerweise konnten wir hier unsere Flasche auffüllen. Aber es gibt noch den „Kiosk“, einen kleinen Holzschrank mit Süßigkeiten und einem Geldeinwurf, den jemand an einen Baum gehängt hat. In einem wassergefüllten Eimer warten kühle Getränke. Mit der Aussicht auf einen Besuch können wir die Kinder immer leicht zu einem Spaziergang überreden.
Das unfertige Glas glüht feuerrot
Nur eine halbe Stunde entfernt von diesem Rückzugsort liegt Karlsbad, wo wir die Glasbläserei von Moser besuchen. Die Gläser sind relativ bekannt, sehr hochwertig und sehr teuer. Wir bekommen eine Führung durch einen Teil der Produktion. Selten haben wir so hautnah miterlebt, wie in einem Betrieb gearbeitet wird. Die Hitze der Öfen strahlt bis zu uns herunter, während wir den Glasbläsern auf einem erhöhten Podest beim Arbeiten zusehen.
Das halb flüssige Glas leuchtet gefährlich rot, während sie es drehen, mit ihrem Atem aufblähen und mit hölzernen Werkzeugen formen. Immer wieder tauchen sie diese in Wasser, um die auflodernden Flämmchen daran zu ersticken. Von den Öfen in ihrem Rücken trennt die Arbeiter manchmal nur eine klapprige Holzplatte, die mehr schlecht als recht die Hitze abschirmt. Während wir gebannt zusehen, wie ein ums andere Stück entsteht, tragen immer wieder Mitarbeiter verschiedene Glasgefäße an uns vorbei, teils noch heiß.
Diese sind auf dem Weg in die Kühlung, wo es bei 500 Grad losgeht, und dann langsam kälter wird. Das Überraschendste aber ist, dass von all den hier hergestellten Gläsern, Vasen und Dekorationen nur etwas weniger als ein Drittel die Qualitätskontrolle überstehen. Der Rest ist Ausschuss. Und das noch vor dem Arbeitsschritt der Gravur. Vielleicht erklärt das auch die Preise.
Im Anschluss an die Führung können wir die fertigen Glaswaren im Museum und im Verkaufsraum betrachten. Aber mit vier neugierigen Kindern beeilen wir uns lieber, etwas Abstand zu gewinnen.












