Bergwerksführung: Mit Laternen in der Hand geht es unter Tage

Auf Bänken vor dem Eingang des Stollens sitzen Menschen mit Helmen, die darauf warten, dass die Bergwerksführung losgeht.

Wir versuchen bei unserem Roadtrip nicht allzu viel zu planen. Doch gerade in Momenten der Muße kommen manchmal die tollsten Erlebnisse zustande. Nach der Übernachtung auf einem Wohnmobilstellplatz in einer auf den ersten Blick unscheinbaren Stadt in Orkland konnten wir spontan eine Bergwerksführung in einem alten Stollen machen.

Eigentlich hatte uns nur der kostenlose Stellplatz in Løkken Verk angelockt, denn es gibt nur wenige davon in Norwegen. Doch schon auf dem Weg fiel uns das Industriemuseum neben dem Platz auf, über dessen Webseite wir schließlich den Besucherstollen entdeckten. Nach dem Frühstück am nächsten Tag passte es zeitlich für die erste Führung und die Mitarbeiterin vor Ort versicherte uns, dass die Kinder alt genug seien, um mitzugehen. Außerdem durfte jeder eine Laterne tragen.

Menschen mit Helmen in einem Besucherbergwerk.
Am Anfang ist der Gang mit Holzbalken abgestützt, danach kommt nur noch nackter Fels.
Besucher in einem Besucherbergwerk.
Die drei älteren Kinder laufen selbst mit, das jüngste wird getragen.

Über 300 Jahre wurde Kupfer gefördert

Tatsächlich ist der Stollen gut ausgebaut. Auf einem Weg aus Holzbrettern geht es 400 Meter in den Berg hinein. Insgesamt sind die Gänge über eine Länge von vier Kilometern in den Berg gebohrt. Ein großer Teil davon steht unter Wasser, seit kein Kupfer mehr gefördert wird. Davor war das Bergwerk bis zu seiner Stilllegung 1987 über 300 Jahre in Betrieb.

Ein Teil der unterirdischen Räume wird heute anders genutzt — eine Firma bietet kontrollierte Sprengungen von alter oder ausgemusterter Munition an. Das haben wir aber nicht bei der Führung erfahren, sondern später im Internet gelesen, weil wir uns gefragt haben, wieso nicht das gesamte Bergwerk inzwischen geflutet ist. 

Beim Rundgang durch den Besucherstollen bekamen wir einen Eindruck, unter welch furchtbaren Bedingungen Bergarbeiter zu Anfang — vor der Industrialisierung — in den Minen schuften mussten. Und auch später, als Bohrmaschinen entwickelt wurden und man Sprengstoff einsetzte, gab es noch viele Gesundheitsrisiken, so dass trotz effizienterer Rohstoffförderung die Arbeit unter Tage kaum erträglicher wurde.

In einem unterirdischen Saal gibt es Konzerte

Heute ist dieser Teil des Bergwerks aber nicht nur Museum, sondern sogar Veranstaltungsort. Im größten unterirdischen Saal, der 700 Menschen fassen kann, stehen Bänke und eine Bühne, auf der Kulturveranstaltungen stattfinden. In der Vergangenheit war das die ergiebigste Stelle der Kupferader.

Unterirdischer Stollen mit Beleuchtung.
Hier geht es 60 Meter in die Tiefe, unten steht das Wasser.

Unseren Kindern hat die Tour unter die Erde erstaunlich gut gefallen. Von den Legenden der Bergleute, dass eine launische und gefährliche Frau im Fels lebt und für Unfälle sorgt, wenn man nicht bestimmte Riten zur Besänftigung ausführt, haben wir ihnen aber nicht erzählt. Da die Führung auf Englisch war, konnten wir das bei der Übersetzung einfach auslassen.

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