Die letzten Tage des Roadtrips sind voller Abschied

Schon bald werden wir wieder zuhause sein. Das Auto auf dem Parkplatz abstellen. Unsere Sachen ausräumen. Die Wohnung ist leer, ausgehöhlt. Alles, was wir zum Leben brauchen, hatten wir mitgenommen. Und tragen es bald wieder hinein. Die Reise geht zu Ende.

Insgesamt waren wir zwölf Monate mit dem Campingbus unterwegs. Immer, wenn ich daran denke, fällt mir ein anderer Augenblick ein. Mein Gehirn wählt willkürlich aus Hunderten Orten, an denen wir übernachtet, an denen wir gelebt haben. Jeder Stopp war weniger als Urlaub, aber mehr als Durchreise. Für Urlaub war das Roadtrip-Leben zu schlicht, zu getaktet durch meine Arbeitstage. Für Durchreise war es zu langsam, zu intensiv. An vielen Orten hat es sich viel zu sehr nach Zuhause angefühlt. 

Ich denke an die ersten Tage zurück, im Wald im Erzgebirge. Das Licht fiel schräg zwischen den Bäumen durch auf den Waldboden, der übersät war von kleinen Blüten wie ein bunter Teppich. Erst vor ein paar Tagen habe ich ein Bild von Zuhause gesehen. In den Gärten der Nachbarn blüht der Flieder. Es ist die gleiche Jahreszeit. Aber es kommt mir vor wie ein anderes Leben. 

Ich denke an die Weite Nordnorwegens. Ich denke an das Meer, das uns lange Zeit begleitet hat. Es hat so viele Farben. Früher dachte ich immer, ich bevorzuge die Berge. Aber die Reise hat einiges verändert. Es ist das Meer, das ich oft beim Einschlafen gehört habe, und das ich nicht mehr vergessen kann. Der Sand an den einsamsten Stränden war der liebste Spielplatz unserer Kinder. 

Ich denke an die großen Städte, die wir besucht haben. Für einen kurzen Moment verführt von dem Gedanken, alles hinter uns zu lassen und neu anzufangen. Mit jeder Abreise haben wir ein kleines Leben zurückgelassen. Einen Alltag, der sich eingependelt hat, selbst für so kurze Zeit.

Ich denke an die Orte, die wir nicht wieder besuchen werden. Am Anfang der Reise kam es mir so vor als gebe es immer eine zweite Chance, so endlos schien die Zeit, die noch vor uns liegt. Doch nicht immer ist die Rückkehr an einen vertrauten Ort das, was wir uns erhoffen. Ich habe gelernt jeden Ort zu verabschieden als sei es das letzte Mal. Noch einmal zuzuhören, wie der Wind flüstert, wenn die Kinder eingeschlafen sind.

Nicht alles endet mit der Heimkehr. Wir haben neue Freunde gefunden. Wir nehmen das beste aus dem Roadtripleben mit nach Hause. Einhundert Ideen, die zu groß sind für unseren Stadtgarten. Den Geschmack von wirklich gutem Kaffee, den wir nicht mehr missen möchten. Die Bilder im Kopf von den Tagen, die die schönsten von allen waren. 

Das waren diese Tage, an denen die Zeit keine Rolle spielen wollte. An denen es nichts zu tun und zu lassen gab. Tage, die einfach verlebt werden durften. Sie waren das schönste Geschenk dieser Reise. 

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