Obwohl auf dem Wetterradar nichts zu sehen ist, fahren wir auf der Autobahn Richtung Spanien unvermittelt in eine Wetterfront. Der Himmel hängt bleiern über uns und es schüttet aus Kübeln. Von der Landschaft auf beiden Seiten der nassen Straße sehen wir nichts als Schemen. Doch dann ist es vorbei, so plötzlich wie es angefangen hat. Am Horizont tauchen wie aus dem Nichts die Gipfel der Pyrenäen auf, die höchsten von ihnen mit Schnee bestäubt.
Das war vor zwei Tagen. In diesem Moment wusste ich, dass ich mehr davon sehen möchte. So ist es oft auf der Fahrt: Wir haben ein Ziel und dann fällt uns etwas anderes ins Auge. Dort, wo wir eigentlich übernachten wollten — in einem Dorf in der Nähe von Figueres in Spanien —, haben wir nur eine lange Pause gemacht und uns die mittelalterliche Stadt und ihre Burg angesehen. Danach sind wir wieder ins Auto gestiegen, um die Berge zu erkunden.
Eine schmale Landstraße mit reichlich Kurven führt uns über den Coll de Canes auf 1120 Metern über dem Meer. Die Bäume, die auf den Bergen dicht an dicht stehen, haben zum Großteil noch ihr Herbstkleid an. Der Wind lässt die braunen Blätter vor uns auf die sonnenbeschienene Straße taumeln. Irgendwann geht es wieder bergab und durch ein langes Tal sehen wir am Horizont die Bergkette immer weiter gehen, bis ihre Gipfel, nur etwas dunkler als der Himmel, in der Ferne verschwimmen.
Übernachtung mit Nachtfrost
Dann stehen wir mittendrin im Gebirge und können auf dem Autothermometer beobachten, wie nach dem Sonnenuntergang die Temperatur sinkt. Auf dem Weg über den Berg waren es zeitweise 17 Grad, bei Nacht soll es bis zum Gefrierpunkt abkühlen. Auf dem Parkplatz des Supermarkts, wo wir vorhin eingekauft haben, hat eine Frau einen Pappkarton auf ihre Autoscheibe gelegt. Ich bin gespannt auf den Morgen.
Als es dämmert, glitzert auf den Reifen der Kinderfahrräder der Frost. Wir brechen schnell auf und fahren tiefer in die Berge. Stundenlang reihen sich Kurven aneinander, bis wir auf fast 2000 Metern Höhe angelangt sind. Die Kinder haben keine Lust mehr — nach unten führt zum Glück ein Tunnel, der uns einige Serpentinen erspart.
Doch die Ausblicke, die sich zwischen den Berghängen eröffnet haben, begleiten uns in die Ebene. Die Kuppe, von der aus ein ganzes schneebedecktes Bergpanorama unter blauem Himmel zu sehen war. Die flache, ländliche Ebene mit ihren Feldern und Weiden, über der ganze sechs Heißluftballons in der Luft hingen, umgeben von Bergen. Und immer wieder die Bergkämme, auf deren anderer Seite Andorra liegen muss. Das heben wir uns auf fürs nächste Mal.
Und dann war da noch…