Am Karfreitag ist auch im Elsass wenig los. Die Geschäfte bleiben geschlossen oder schließen schon früh. Eine gute Gelegenheit, um sich mit den Kindern die Feste Kaiser Wilhelm II. anzusehen. Die Anlage wurde vor dem Ersten Weltkrieg von den Deutschen erbaut und erstreckt sich über ein riesiges Gelände. Wir laufen durch die fensterlosen Gänge und Räume unter der Erde und sehen Küche, Backstube, Schlafraum, Latrine und Lazarett. Alles kahl und bedrückend.
Rost, Plünderungen und Vandalismus haben die Feste, die 1961 (nun von den Franzosen) endgültig ausgemustert wurde, stark angegriffen. Erst in den 80er Jahren gründete sich ein Verein, der es sich seitdem zur Aufgabe gemacht hat, die Feste wieder in Stand zu setzen und Teile davon der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Obwohl es uns vorkommt, als würden wir kilometerweit durch die Gänge laufen, führt der Rundgang nur durch einen kleinen Teil der Feste.
Dabei sehen wir, wie bereits damals versucht wurde, die Anlage mit moderner Technik sicherer zu machen. Eine eigene Belüftung sowie die Telefonanlage — damals keine Selbstverständlichkeit — gehören dazu. So konnten die unabhängig voneinander angelegten Teile der Festung jederzeit miteinander kommunizieren, ohne dass jemand ans Tageslicht kommen musste.
Das Leben der bis zu 7000 Soldaten in der Anlage stellen wir uns extrem trostlos vor. Selbst die großzügigen Offiziersunterkünfte sind fensterlose Räume mit nacktem Beton, die keinerlei Charme besitzen. Die Soldaten selbst mussten sich mit etwa 25 Mann je eine Toilette teilen. Als wir bei der Besichtigung endlich den Ausgang sehen und den letzten Abschnitt des Rundgangs im Freien erreichen, sind wir erleichtert.






