Was ist der Unterschied zwischen einer kurzen und einer langen Reise?

Der erste Tag einer langen Reise, das sollte ein ganz besonderer Tag sein. Ein Aufbruch ins Unbekannte. Man könnte viele Klischees dreschen. Oft fühlt sich der erste Tag einer Reise gar nicht magisch an — insbesondere, wenn man mit kleinen Kindern losfahren will.

So ging es auch uns. Die Wohnung muss geputzt, gleichzeitig die Meute mit Futter versorgt werden, das Auto fertig gepackt und die letzte Wäsche aufgehängt werden. Und das alles, während die Kinder wie gewohnt spielen, oder anders gesagt: das Aufräumen zu verhindern suchen. Selbst bei aller Unterstützung, die die Großeltern als Babysitter bieten können, zehrt das an den Nerven.

Zum Glück sind wir schon routiniert. Selbst der ungeplante Kinderarzttermin am Nachmittag wirft uns nicht aus der Bahn. Dann fahren wir eben etwas später los. Was ist der Unterschied, wenn man für ein Wochenende, eine Woche oder einen Monat packt? Für mich ist es kaum ein Unterschied. Ab einer Woche müssen wir waschen, das ist alles.

Das Leben im Campingbus fühlt sich manchmal kaum anders an als zuhause. Es ist Alltag — nur woanders. Wir sind immer noch eine Familie. Wir haben kleine Kinder, auf die wir ständig aufpassen müssen. Die besonderen Moment sind die gleichen: Der erste Zahn wackelt bei unserem Vorschulkind. Das Baby fängt an zu krabbeln. 

Das Baby erkundet sein Zuhause auf Zeit.

Die Ärgernisse sind die gleichen: Das Baby hat auf meine Jacke gekotzt. Das Kleinkind ist nachts dreimal aufgewacht. 

Aber es ist doch etwas anders. Das habe ich gemerkt, als wir neben dem Auto zu Abend gegessen haben nach unserer ersten kurzen Etappe der langen Reise. Der Himmel sieht anders aus als die Zimmerdecke im Wohnzimmer. Die Nacht klingt anders im Aufstelldach, wo der Wind, der Regen und das Rauschen des Bachs nur eine Zeltplane entfernt sind. 

Was ist der Unterschied, wenn man für einen Monat weg ist oder für drei? Ein Unterschied ist, dass es irgendwann nicht mehr Urlaub ist, sondern auch Verpflichtung. Diesmal fahren wir los und nehmen die Arbeit mit. Mein Teilzeit-Bürojob funktioniert überall, wo ich Internet habe. Ich bin gespannt, wo das sein wird. Sebastian hingegen hat frei, wenn man das mit vier Kindern so nennen kann.

Der Unterschied ist, glaube ich, dass die Zeit ihre Bedeutung verliert. Wenn wir jetzt irgendwo ankommen, können wir am nächsten Tag fahren oder einfach bleiben. Einen Tag oder zehn. Alles ist möglich. 

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