Campen mit kleinen Kindern: Campingplatz vs. Stellplatz

Beim Auto-Campen mit kleinen Kindern gibt es aus unserer Erfahrung zwei Möglichkeiten, Urlaub zu machen. Zelte lassen wir hier außen vor, da das nicht unser Fachgebiet ist. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren mit unserem VW-Bus und drei kleinen Kindern beide Varianten getestet. Hier stelle ich ein paar wichtige Vor- und Nachteile beider Optionen vor:

Infrastruktur inklusive: Auf dem Campingplatz
  • Campingplatz-Camping: Ankommen, Aufbauen, Urlaub machen

Wer mit Wohnmobil oder Campingbus auf den Campingplatz fährt, bleibt meist etwas länger. Kein Wunder also, dass es für Familien mit kleinen Kindern die tollsten Angebote gibt. Campingplätze mit Spielplätzen, Pools, Kinder-Bädern, Trampolinen, Pony-Reiten… Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. 

Wohnmobilstellplätze: Weniger Platz, mehr Abwechslung
  • Stellplatz-Camping: Ankommen, Übernachten, Weiterziehen

Auf Wohnmobilstellplätzen ist die Stehdauer oft sowieso limitiert auf ein bis drei Tage. Sie laden ein zu Tagesbesuchen in Städten, schönen Landschaften und in der Nähe von Sehenswürdigkeiten. Da „Camping“ mit häuslicher Einrichtung wie Vorzelt etc. hier meist nicht erlaubt ist, gehen Auf- und Abbau schnell — und der nächste Platz wartet schon. 

Tipps für Anfänger

Für viele Familien, die mit kleinen Kindern erst ins Campingabenteuer starten, sind Campingplätze  die beste Wahl. Hier gibt es die nötige Infrastruktur, um ohne Sorgen sein Campingfahrzeug kennen zu lernen und Routine im Camping-Alltag zu finden. Während die Eltern noch ungeübt mit dem Vorzelt hantieren, können die Kinder einfach in Rufweite auf dem Spielplatz toben. Auf dem meistens gut eingezäunten Campingplatzgelände mit vielen anderen Campern und Kindern ist das kein Problem. 

Die Sanitäranlagen bieten neben der Mindestausstattung (Toiletten und Duschen) meistens Spül- und Waschbecken, teilweise auch Trockenräume für nasse Klamotten, überdachte Kochstellen, Waschmaschine oder Trockner. Selbst wenn nicht alles genutzt wird, ist es doch ein gutes Gefühl, sich als Campingneuling nicht gleich noch damit beschäftigen zu müssen, wo man unterwegs eine gute Möglichkeit findet, Matschklamotten auszuspülen. Und Matsch ist mit kleinen Kindern ja oft das geringste Problem. 

Wer noch nicht viel Übung mit dem Campen mit Kindern hat und lieber Stellplätze anfahren möchte, sollte auf jeden Fall eine eigene Toilette dabei haben. Die meisten Wohnmobilstellplätze haben nämlich keine Sanitäranlagen. Selbst wenn die Erwachsenen durchaus immer zur Tanke in 400 Metern Entfernung laufen könnten, um aufs Klo zu gehen — mit Kindern ist das unserer Erfahrung nach zu aufwendig und sorgt bald für Stress. Im Wohnmobil ist das Bad integriert, im Campingbus lässt sich eine tragbare Toilette unterbringen. 

Um eine gute Bleibe für eine Nacht zu finden, sind Apps wie Park4night ideal. Hier kann man die Plätze nach Annehmlichkeiten wie Toiletten oder auch anderen Merkmalen filtern. Mit Kindern ein Muss: Spielplätze in der Nähe. 

Tipps für schlechtes Wetter

Bei Mistwetter ist es oft nicht möglich, stundenlang draußen zu sein.

Wir haben schlechtes Wetter sowohl auf dem Campingplatz als auch beim Stellplatzcamping zur Genüge erlebt. Von Sturm bis Dauerregen und beißender Kälte war alles dabei. Auf den ersten Blick sieht der Campingplatz für Schlechtwettertage mit kleinen Kindern verlockend aus: Immerhin gibt es hier beheizte Toiletten und man kann sein Vorzelt aufbauen und sich darin verstecken. 

Das allerdings geht nicht immer gut. Regnet es den ganzen Tag durch, langweilen sich kleine Kinder oft schon nach kurzer Zeit im Vorzelt und Wohnmobil so sehr, dass auch das dritte Stickerbuch und das neuste Hörspiel nicht mehr wirken. Und es ist noch nicht mal Mittag! Wenn das Lager aufgebaut ist, ist es mehr Aufwand, das Auto zu bewegen, um einen rettenden Ausflug ins nächste Einkaufszentrum, Museum oder Hallenbad zu machen. Im schlimmsten Fall sitzen alle auf engstem Raum fest und hoffen auf besseres Wetter. 

Auf dem Stellplatz ist ohnehin kein großes Lager errichtet. Wenn schon beim Aufwachen der Regen aufs Dach prasselt, ist alles schnell gepackt und die Familie zieht weiter. Um einen Regentag zu überbrücken kann auch eine längere Fahrt hilfreich sein, insbesondere, wenn die Kinder sich beim Fahren wohlfühlen oder schlafen können. Unterwegs bieten sich viele Möglichkeiten, sich unter einem Dach die Zeit zu vertreiben.

Tipps für Hitze

Mit kleinen Kinder ist es beim Campen im Sommer essenziell einen Schattenplatz zu finden. Auf Campingplätzen gibt es oft nur wenige wirklich schattige Ecken — und die muss man erstmal ergattern. Steht das Auto in der Sonne, ist wegen der Hitze im Inneren vor der Dämmerung an Schlafen kaum zu denken — und bei Babys und kleinen Kindern droht die Überhitzung mit ernsthaften gesundheitlichen Risiken. Auch bei Wohnmobilstellplätzen gehört im Sommer Glück dazu, um unter einem Baum zu stehen. Besonders schön sind Plätze, die ganz im Wald liegen. Die sind allerdings rar. Immerhin sind überraschend viele Plätze in direkter Nähe zu Schwimmbändern, wo sich alle abkühlen können. 

Bei großer Hitze ist Abkühlung ein Muss.

Grundsätzlich sind Fliegengitter — beim Campingbus etwa an der Schiebetür — eine große Hilfe, um für Luftbewegung zu sorgen. Babys müssen eben erstmal in der Windel einschlafen und werden später sanft eingepackt, wenn es kühler wird. Je älter die Kinder werden, desto einfacher ist es. Dann können sie sich, wenn es abkühlt, einfach eigenständig in den Schlafsack einkuscheln. 

Und manchmal bleibt nichts anderes übrig, als die Reisepläne über Bord zu werfen: Wir haben es selbst erlebt. Inmitten einer Hitzewelle mit Tageshöchstwerten von fast 40 Grad haben wir einen für das ganze Wochenende reservierten Campingplatz frühzeitig verlassen, um nach Hause zu flüchten, nachdem wir eine schreckliche Nacht überstanden und beim Frühstück schon wieder in der Sonne gebraten haben. Hier geht die Gesundheit vor. 

Wer viel Zeit oder Budget für die Fähre hat, verbringt den Sommerurlaub mit kleinen Kindern am besten in gemäßigterem Klima, zum Beispiel in Skandinavien. 

Tipps für Sparer

Familienurlaub ist oft nicht gerade günstig, insbesondere in den Ferien. Camping kann im Vergleich zu Hotel oder Ferienwohnung eine günstige Alternative sein. Es kommt jedoch stark darauf an, was gewünscht ist. Ein 5-Sterne-Familiencampingplatz mit allem Drum und Dran vom Indoor-Spielplatz bis zum Freibad und mit eigenen Badezimmer kommt preislich durchaus einer Ferienwohnung nahe. Und es lassen sich immer noch mehr Extras dazubuchen (mehr Stellfläche, Panoramablick, Brötchenservice und, und und). 

Preiswerter sind einfachere Plätze mit weniger Ausstattung, die vielleicht auch etwas abgelegen sind. Wenn ein kleiner Spielplatz ausreicht und als Ausflug auch ein Waldspaziergang genügt, lässt sich hier schön Urlaub machen. Mit Fahrrädern oder einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr vergrößert sich natürlich der Radius, selbst wenn das Auto am Platz bleibt. 

Am günstigsten sind Wohnmobilstellplätze. Viele werden sogar von Städten und Gemeinden kostenlos angeboten, um den Tourismus zu fördern. Wer bei der Auswahl der Übernachtungsplätze genau schaut, kann viel Geld sparen. Nur einen Nachteil gibt es beim kostenfreien Übernachten mit dem Camper: So mancher Platz ist dank seiner Beliebtheit schon ab Mittag voll — und spätere Neuankömmlinge müssen wieder abdrehen. Dafür bleibt, wenn man Erfolg hat, genug Geld in der Urlaubskasse, um als Familie vor Ort ins Museum oder Essen zu gehen.

Tipps für Planer und Spontane

Wer den Urlaub lange im Voraus planen will oder muss, setzt am besten auf Campingplätze. Die lassen sich im Gegensatz zu Stellplätzen im Voraus reservieren oder buchen. Gleichzeitig ist es wichtig, für beliebte Zeiten — etwa in den Ferien oder an langen Wochenenden — mit sehr viel Vorlauf zu buchen. Sonst ist nämlich schon alles voll.

Spontane reisen von Stellplatz zu Stellplatz. Apps und Webseiten helfen, einen Alternativplatz zu finden, wenn der erste schon voll ist. Wichtig dabei: Wenn kleine Kinder mitfahren, früh genug nach der Übernachtungsmöglichkeit schauen, ehe alle zu müde und hungrig sind.

Fazit

Welcher Campingmodus in Frage kommt, hängt immer auch von individuellen Vorlieben und Eigenschaften der Familienmitglieder ab — und vom Reiseland. Für unsere lange Norwegenreise in 2021 zum Beispiel haben wir eine Mischform gefunden. Wir sind fast täglich von Übernachtungsplatz zu Übernachtungsplatz gezogen, aber ein oder zweimal die Woche haben wir einen schönen Campingplatz ausgesucht, um zu waschen, warm zu duschen (anstatt im Fluss zu baden) und die überdachte Küche zu benutzen, die es dort auf fast jedem Platz gibt. 

Hier in Deutschland sind Küchen und Gemeinschaftsräume auf Campingplätzen bei Weitem nicht so verbreitet, daher fahren wir eher von einem Wohnmobilstellplatz zum nächsten. Außerdem mögen wir es nicht, uns so lange im Voraus festzulegen, was in Deutschland kaum vermeidbar ist, wenn man auf den Campingplatz fahren möchte. Im Sommer ist fast überall eine Reservierung nötig. 

Unser Fazit: Wer mit kleinen Kindern beim Camping eine gewisse Übung hat, sollte sich ruhig trauen, es mal mit Stellplatzcamping zu versuchen. Wir haben schon so manchen tollen Ort nur entdeckt, weil ein Stellplatz in der Nähe lag. Gerade für kurze Urlaube am langen Wochenende oder wenn die Zeit nicht reicht oder die Kinder das Autofahren nicht genug mögen, um lange Strecken zu fahren, sind Stellplätze eine wunderbare Alternative, um in kurzer Zeit viel zu erleben. Der Urlaub ist dann selbst bei kleinem Radius ein echter Roadtrip.

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