Fährüberfahrten: Spaß mit Hindernissen

Heute haben wir zum ersten Mal einen Blick auf die Lofoten erhascht, die wohl bekannteste Inselkette Norwegens. Sofort haben die markanten Gipfel mich angezogen. Doch sie lagen hinter einem Schleier aus Regen fast gänzlich verborgen und wir haben sie am Fähranleger, als wir die Wahl hatten, links liegen lassen. Fürs Erste.

Zu Fähren in Norwegen haben wir inzwischen gemischte Gefühle. Anfangs kamen uns 20 Minuten in einem ruhigen Aufenthaltsraum unter Deck bei der Überfahrt vor wie ein Kurzurlaub. Die Kinder laufen umher, Maren krabbelt über die Sitze, und für ein paar Minuten kann niemand in einen reißenden Fluss, ins Meer oder einen blaubeerbewachsenen Abhang hinunterfallen. Kaffee gibt es auch immer.

Leider gibt es an diesem Konzept „Urlaub im Urlaub“ auch ein paar Haken, die uns inzwischen — etwa 13 Überfahrten unterschiedlicher Dauer später — klargeworden sind. 

#1 Der sogenannte Fahrplan

Der Fahrplan der Fähre hängt am Anleger aus oder ist im Internet zu finden. Das aber nicht immer,  und wenn, dann auf norwegisch. Außerdem ist der Fahrplan komplex mit vielen Sonderfällen -routen und Ausnahmen an bestimmten Tagen. Das Schlimmste ist aber: Er stimmt oft nicht. 

Einmal wollten wir die erste Fähre morgens nehmen und sind früh aufgestanden, sie kam 40 Minuten später, aber nicht so spät, dass es schon die nächste Abfahrt hätte sein können. So geht es uns häufiger. 

#2 Jetzt muss alles ganz schnell gehen

Auch stressig: Drei kleine Kinder anziehen und aus dem Auto raus- und in den Aufenthaltsraum reinschaffen und dann rechtzeitig vor dem Anlegen, dass mehr oder weniger kurz vor knapp angekündigt wird (auf Norwegisch), wieder rein. Wir haben inzwischen einen Witz daraus gemacht, laut „Alarm“ zu schreien, wenn es losgeht. Die Großen haben es schon verinnerlicht und springen sofort in ihre Sitze. Das gilt übrigens auch, wenn die Fähre lange nicht zu sehen war und wir daher ein Picknick angefangen haben. Dann ist sie plötzlich doch schneller da als gedacht und alles wird hastig weggeräumt, manchmal, wenn wir gerade erst den ersten Bissen genommen haben.

#3 Treppen

Die Treppen auf den Fähren sind meistens ungewohnt steil und die Stufen hoch. Die Kinder dort jedes Mal hoch und runter zu scheuchen ist ein Balanceakt. Es sollte immer ein Erwachsener vorgehen. Maren krabbelt gerne hoch. 

#4 Zeit

Eigentlich machen Überfahrten mit der Fähre Spaß, aber wenn auf einer Strecke zum Beispiel zwei davon sind und wir jedes Mal 30 bis 45 Minuten warten, kann der Tag im Auto ungeplant lang werden. Zwar versuchen wir, die Wartezeiten als Pausen zu verstehen und sie zum Essen oder Ausruhen zu nutzen, wenn es eine schöne Ecke am Anleger gibt, aber das will nicht immer gelingen.

Das alles soll aber nicht bedeuten, dass wir Fähren nicht nach wie vor mögen. Auch die Kinder sind jedes Mal aufgeregt, wenn die Fähre einläuft, wir drauf fahren, Milchlaster, Müllautos oder Reisebusse neben uns einparken, und wenn wir den Aufenthaltsraum nach der Kinderecke durchsuchen. Es gibt nicht immer eine, aber manchmal eben doch. Für uns ist vom Wasser aus der Blick aufs Land ein ganz besonderer. Und wenn die Sonne scheint, gibt es nichts Schöneres als einen Spaziergang an Deck.

Die Brücke über den Efjord

Heute waren wir nur einmal auf der Fähre und stehen jetzt am Fuß der großen Brücke über den Efjord direkt an einem Mini-Kiesstrand. Das Wetter sollte den ganzen Tag regnerisch sein. Dafür war es gar nicht mal schlecht, mit Sonne zwischendurch und Regenbögen, wohin man schaut. Jetzt allerdings kommt es ordentlich runter und wir verbringen den Abend im Bus. Immer mal wieder stupst der Wind uns an und es schaukelt ganz leicht. Morgen fahren wir weiter nach Norden. 

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