Der Himmel ist erleuchtet

Gerade eben haben wir den Polarkreis überquert. Ich sitze auf dem Sonnendeck der Fähre von Kilboghamn nach Jektvik und habe hier meine persönlichen Reiseführer. Immer wieder tippt mich jemand an der Schulter an, während ich diesen Eintrag schreibe, und sagt: „This is the polar circle!“ Oder: „This is Svartisen glacier!“ Mit uns an Board ist nämlich ein ganzer Reisebus voller norwegischer Rentner, die gut gelaunt Fotos machen wie bei einer Kreuzfahrt — und Wert darauf legen, dass ich vor dem Bildschirm ja nichts verpasse.

Da stellt sich die Frage: Warum blogge ich eigentlich, anstatt einfach nur am Geländer zu stehen und mir Gletscher und Polarkreis (also diese kleine stählerne Plastik mit der Weltkugel, die ihn markiert) anzusehen? Erstens war es uns gar nicht bewusst, dass wir den Polarkreis auf dieser Strecke überqueren würden, und zweitens ist das Bloggen für mich eine kleine Auszeit an Deck, die mir nach einem langen Tag im Auto gut tut. Einen Blick auf den Gletscher habe ich natürlich trotzdem geworfen. 2016 waren wir sogar schon oben und haben direkt an seiner eiskalten Zunge gestanden.

Spätsommerabenteuer

Der Weg ist das Ziel
Mona klettert zum Eingang der Höhle am Torghatten

Der Tag heute war der wohl letzte einer bemerkenswerten Reihe von Sommertagen. Ein Geschenk um diese Jahreszeit. Morgen soll es langsam zuziehen und bald wieder regnen. Vielleicht waren es die letzten Sommertage auf dieser Reise. Ich muss sagen, wir haben sie gut genutzt. Am Strand, auf der Küstenstraße, am touristisch bekannten Torghatten, dem Berg mit dem Loch, und gestern Nacht, unter einem Himmel, der von den ersten Nordlichtern erhellt wurde.

Naturschauspiel am Abendhimmel

Die Nächte waren in letzter Zeit so klar wie die Tage. Gestern hatten wir einen Stellplatz direkt am Meer mit wenig Licht rundherum, perfekt zum Beobachten der Aurora Borealis. Fast schon peinlich, dass wir die ersten zarten Lichter am noch dämmrig bläulichen Abendhimmel für Wolkenschleier hielten. Erst nach einer Weile, als hellere und grünere Lichtbänder anfingen, sich über den Himmel zu ziehen, wurde uns klar, dass wir sie wirklich sehen: Nordlichter. 

Am Wohnmobilstellplatz laufen wir abends über die Felsen am Meer
Wir warten auf die Dämmerung

Schon seit ich 2014 auf Island war, wollte ich dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen sehen. Und jetzt ist es soweit. Ein unerwartetes Glück, diesen Wunsch so früh auf unserer Reise erfüllt zu bekommen. Noch stehen uns einige Wochen bevor, in denen die Nordlichter stärker, die Abende dunkler und das Wetter rauer werden. Ob wir so einen freien Himmel noch einmal haben? Darüber muss ich jetzt nicht mehr grübeln.

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1 Kommentar

  1. Einfach wunderschön. Da habt ihr grosses Glück gehabt.

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