Es ist ein Luxus, viel Zeit zu haben. Bei einem Urlaub ist oft die dritte — und meist letzte — Woche die entspannteste, wenn der Kopf endlich versteht, dass es keine Verpflichtungen mehr gibt und langsam, aber sicher, in eine tiefe Entspannung eintaucht. Unsere Reise ist nicht wie Urlaub. Wir haben kein Kinderprogramm, müssen selbst kochen und den Haushalt machen und ich arbeite an zwei bis drei Tagen die Woche. Dennoch haben wir endlich Zeit für Dinge, die wir lange vermisst haben.
Auch jetzt sind wir für ein paar Tage bei Verwandten untergekommen und campen in deren Garten. Es ist schön, alte Beziehungen wieder zu pflegen und dabei nicht hetzen zu müssen. Freunde und Familie zu besuchen hat beim Campingreisen mit Kindern viele Vorteile. Die Kinder kommen in Kontakt mit anderen Leuten, auch ohne Kindergarten. Es gibt neues Spielzeug für die Kleinen und Leckereien, die wir auf dem Campingkocher nie zubereiten würden, für uns alle.
Ich persönlich genieße es ganz besonders, dass der Garten hier mitten im Wald in einem kleinen Dorf liegt. Es fahren kaum Autos und das einzige Geräusch in der Nacht ist das Rauschen des Windes in den Ästen der Bäume. Manchmal werden wir gefragt, wie sich Kinder vom Vorschulkind bis zum Baby auf Reisen überhaupt beschäftigen, da wir kaum Spielzeug dabei haben. Aber die Natur bietet alles, was unsere kleine Bande braucht, um sich stundenlang zu beschäftigen.
Die Kinder lernen, wie Blaubeersträucher aussehen, wenn die Beeren noch unreif und hellrosa sind. Sie jagen Frösche im Unterholz und sammeln Stöcke. Das Baby pflückt Gänseblümchen auf der Wiese und beißt hinein. Mona übt mit dem Fahrrad auf Schotterwegen steil bergauf zu fahren. Theo merkt, dass ihm das noch zu schwierig ist.
Die Tage vergehen ohne jegliche Höhepunkte. Und doch bin ich überzeugt davon, dass wir viel daraus ziehen können. Zuhause bestimmt der Terminkalender das Leben und allzu oft treibt er uns vor sich her. Es ist möglich, aber schwierig, davon Abstand zu nehmen, wenn ein Sechs-Personen-Haushalt gemanagt werden muss. Seit wir losgefahren sind, empfinde ich eine neue Wertschätzung für die Familienzeit, aber auch für den Beruf. Vieles ist beim Reisen mit Kindern genau wie daheim, aber alles ist auch ein bisschen besonders, wenn vor dem Fenster etwas Neues liegt.