Die Fähre ist ein Hochhaus. Sie ist ein Monster. Einfach riesig. Als sie am Norwegenkai einläuft, stehen die Kinder am Zaun und schauen zu, wie der dicke, rundliche Bug sich an ihnen vorbeischiebt. Wir wollten eigentlich hier parken und die Kieler Altstadt anschauen, aber die Kinder sind von den vielen Stunden im Auto am Vortag zu müde. Von Lich bis zum Stellplatz in Neumünster waren wir über sechs Stunden unterwegs, dank endloser Baustellen und Staus.
Also in Kiel statt Altstadt nur schnell um die Ecke zum nächsten Geschäft. Wir kaufen Windeln und Wasser, machen kurz Halt auf dem Spielplatz und gehen zurück zum Hafen.
Dort sind die Schlangen wartender Autos, Busse und Wohnmobile länger geworden und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, das Check-In-Häuschen zu erreichen. Theo und Mona zuckeln mit Papa im Auto über die Wartespur und ich trage Maren in der Trage, damit sie schlafen kann. Wir sind erstaunt und positiv überrascht, als wir nach dem Check-In gleich durchgeschleust werden in den Bauch der Fähre. Jetzt geht es richtig schnell. Kleinkind-Bonus!
Kabine mit Meerblick
Unser Zimmer mit Meerblick liegt am Heck. Durch das Bullauge schauen wir direkt in das aufgewühlte Fahrwasser. Wir essen Geburtstagstorte, Mona packt ihre Geschenke aus, und dann gehen wir erkunden. Auf dem Sonnendeck tummeln sich jede Menge Leute, um zuzusehen, wie die Fähre Kiel langsam hinter sich lässt. Schon kurze Zeit später dreht das Wetter, es wird windig und ungemütlich. Einmal trauen wir uns raus und die Kinder werden fast weggeweht.
Innen wäre die Fähre sicher ein Paradies für eine Nacht. Wenn man reich wäre. Das frisch zubereitete Sushi sieht köstlich aus. Die Badewelt lockt für ein Stündchen Entspannung. Die Spielecke ist sogar kostenlos — aber wegen Corona geschlossen.
Also lieber wieder ins Zimmer und mitgebrachte Speisen zubereiten. Brot mit Käse und Gurkenscheiben. Eine Banane. Ein paar Träubchen. Eine ganz besondere Überraschung hält der Tag noch für uns bereit: Maren läuft in der Kabine zwischen Bank und Bett ihre ersten freien Schritte, einen Tag vor ihrem ersten Geburtstag. Scheinbar gefällt ihr der schwankende Boden.
Tipps für die Color-Line-Fähre
- Genügend Essen und Trinken (viel, die Luft ist schrecklich trocken) mitnehmen
- Geschirr nicht vergessen
- Mit kleinen Kindern reicht es, drei der fünf Betten auszuklappen, die oberen können in der Decke eingeklappt bleiben
- Der „Kühlschrank“ im Zimmer kühlt nur auf 15 Grad
- Fernglas zum Schiffegucken einpacken
- Die Zimmernummer bei kleinen Kindern auf den Handrücken schreiben, falls sie verloren gehen
- Mobile Daten am Handy ausschalten, sonst kommt man ins Hochseenetz und das wird teuer
- Sonnencreme mitnehmen; an Deck bläst der Wind und lässt vergessen, wie die Sonne brennt
- Für die Nacht die beweglichen Gegenstände so sichern, dass bei Seegang nichts runterfällt
Moin! Herzlichsten Dank und Grüße aus Kiel!
(https://www.kiel-anzeiger.de/)