Abstieg in die Tiefe der Höhlen von Škocjan

Als wir nach Slowenien gefahren sind, wussten wir zwar, dass es dort viele Höhlen gibt, jedoch nicht, dass das Land beinahe einem Schweizer Käse gleicht. Nach einer kurzen Recherche haben wir uns ziemlich willkürlich für die Besichtigung der Höhlen von Škocjan entschieden, die auch Unesco-Weltnaturerbe sind — und unversehens eine unvergessliche Erfahrung gemacht. 

Wer mit vier kleinen Kindern — eins in der Trage, drei zu Fuß — eine drei Kilometer lange Führung durch ein Höhlensystem mit 500 Treppenstufen macht, der tut gut daran nicht zu viel zu erwarten. Auch wir versuchen immer, nicht darauf zu hoffen, dass alles entspannt ist und wir in Ruhe den Vorträgen lauschen können. Oft genug müssen wir bei solchen Unternehmungen minütlich Snacks verfüttern, Flasche geben, Pflaster kleben und mürrische Kinder hinter uns herziehen, um nicht abgehängt zu werden.

Doch zu unserer Überraschung klappt alles außergewöhnlich gut. Der erste Teil des Weges führt uns durch die Tropfsteinhöhlen, in denen die Kinder immer wieder die riesigen Stalagmiten bewundern. Die schieren Ausmaße des unterirdischen Systems sind beeindruckend, genauso wie der merkliche Abstieg in die Tiefe. 

Der unterirdische Flusslauf

Dann kündigt die Tourleiterin den nächsten Abschnitt an. Unsere Ohren nehmen schon wahr, dass sich etwas geändert hat. Plötzlich ist da das Rauschen von Wasser, das mit jedem Schritt lauter wird. Schließlich öffnet sich der Blick in eine neue Halle. Und vor allem: Auf die unterirdische Schlucht, die der Fluss Reka in den weichen Kalkstein gegraben hat.

Der Besucherweg schmiegt sich weit oberhalb des schäumenden Wassers an die Felswand. In Serpentinen verläuft er erst nach unten, dann über eine schmale, surreal anmutende Brücke über den Abgrund und schließlich weiter entlang der Schlucht bis zum Ausgang der Höhle. Da der Weg beleuchtet ist, sieht es in der Dunkelheit aus als würde ein goldenes Band sich durch die Höhle schlängeln. 

Die punktuell angebrachten Scheinwerfer lassen uns Blicke auf den tosenden Strom unten in der Schlucht erhaschen — und auf die gefährlichen, kaum zwei Fuß breiten Stiegen, die die ersten Höhlenforscher überall in den Fels geschlagen haben. Ganz unten, nur zwei, drei Meter über dem Fluss sind heute noch die Wege zu sehen, auf denen Besucher vor 100 Jahren die Höhle erkunden durften. Wege, die schnell überflutet werden, wenn der Fluss bei Regen anschwillt.

Irgendwann sickert wieder Tageslicht in die Höhle und nach einer letzten Biegung führt der Weg zum Ausgang. Während wir jetzt in der Wintersaison hier das Höhlensystem verlassen, kann man im Sommer noch weiter gehen. Denn der blaue Himmel über diesem Teil des Flusses zeigt sich nur kurz, bevor das Wasser wieder unter der Erde verschwindet — im nächsten Teil des Höhlensystems. Ursprünglich war alles verbunden, doch der Regen trägt über die Jahrtausende die Decke von oben ab, so dass sie irgendwann einstürzt. Hier ist es schon passiert. 

Für uns geht es zurück zum Parkplatz. Einige Stufen sind mit inzwischen ausgelaugten Kindern an der Hand noch zu überwinden, dann bringt uns ein Aufzug zurück auf die Ausgangshöhe. Direkt am Besucherzentrum gibt es einen riesigen Spielplatz. Zeit für eine wohlverdiente Essenspause.

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