Was im Gedächtnis bleibt

Was bleibt von einer langen Reise übrig? Wir sind wieder zuhause und schon nach ein paar Tagen weiß ich: Mehr als ich erwartet hatte. Eine lange Reise bedeutet: nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft ein anderes Leben zu führen. Sie ist kein kurzer Ausbruch aus dem Alltag, sondern das neue Normal. Was bleibt also? Hier ein Versuch es zu beschreiben.

Zu sechst in einem VW-Bus ist das Leben zugleich beengt und frei. Wir haben ein Dach über einem sehr kleinen Raum. Alles wird geteilt. Es gibt kein eigenes Bad, keine eigene Waschmaschine — und die Küche besteht aus einem einflammigen Campingkocher unter der Heckklappe, der bei Wind oder Regen kaum nutzbar ist. Eine Kühlbox gibt es immerhin. 

Über Monate so zu leben hat uns gezeigt, was möglich ist. Und wie wenig wir dafür brauchen. Alles an unserem Zuhause in vier Wänden erscheint uns zu groß, zu viel. Bis auf dem Garten, der uns jetzt klein vorkommt. Denn während das Innere des Campingbusses beengt ist, ist die Welt vor der Schiebetür wie ein grenzenloses zweites Wohnzimmer, das schier unendlich viele Möglichkeiten bietet. 

Was bleibt, ist eine Leichtigkeit, die daher kommt, unter den verrücktesten Bedingungen das Familienleben gemeistert zu haben. Was auch bleibt: Die Lust aufs Draußensein. Auf Reisen war Draußen kein Programmpunkt, der zwischen allen anderen Aufgaben des Tages abgearbeitet wurde, sondern ein Lebensstil. Draußen haben wir gekocht, gegessen, gespielt, gelesen und gearbeitet. 

Doch es gibt auch Dinge, die wir vermissen. Wir vermissen es, jeden Tag etwas Neues zu lernen. Wir vermissen es, für eine kurze Zeit an Orten zuhause zu sein, die viel interessanter sind als unsere kleine Stadt. Wir vermissen es, zu Fuß zum Strand zu gehen und nachts den Bach zu hören. Wir vermissen unseren Lieblingssupermarkt in Portugal. Und unser täglich Focaccia in Italien. Wir vermissen den Regen auf dem Aufstelldach. 

Jeden Tag entdecken wir Dinge, die wir nicht nach Hause mitnehmen konnten. Oder anders gesagt: Wir bemerken ihr Fehlen. Oft sind es die kleinsten Details. Wir leben weiter ohne sie. Aber dafür voller Erinnerungen, die uns für immer begleiten werden. 

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