Angekommen!

Seit 46 Tagen sind wir in Norwegen. Und seit gestern zum ersten Mal irgendwo angekommen. Mit zwei Ausnahmen — da waren wir zwei Tage an einem Ort — sind wir immer nach einer Nacht weitergezogen. Jetzt haben wir eine ganze Woche hier in Sommersel, einer winzigen Siedlung auf dem Festland gegenüber der Lofoten. Eigentlich ist es mitten im Nirgendwo an der Küste. 

Die Straße hierher ist nicht mehr asphaltiert, sondern nur Schotter. Das ist an sich keine Seltenheit in Norwegen, aber meistens liegen Campingplätze an größeren Straßen. Diesen hier hatten wir vor Monaten extra ausgewählt, um unsere Ruhe zu haben. Die Großeltern der Kinder haben eine geräumige Hütte gemietet, ein Haus, dessen honiggelbe Holzwände Wärme ausstrahlen. Das mit der Ruhe hat auch geklappt, denn wegen der Coronaregeln hat der Campingplatz gar nicht für Camper, sondern nur die Häuschen geöffnet. Wir zählen offiziell zu den Hüttenbewohnern, auch wenn der Bus, allein auf der großen Wiese geparkt, weiterhin unser Schlafzimmer ist.

Wir stehen allein auf der Campingwiese
Der Campingplatz ist eigentlich ein Basislager für Angelausfahrten aufs Meer

Bisher waren unsere Tage einem immer gleichen Rhythmus unterworfen: Morgens aufstehen, frühstücken, dann langsam zusammenpacken, die Betten verstauen und weiterfahren. Irgendwann entweder ein kleiner Einkauf, eine längere Mittagspause mit Kochen (oder beides) und schließlich die letzte Etappe des Tages zum nächsten Übernachtungsplatz. Dort alles wieder aufbauen, erkunden, Abendessen und ins Bett.

Dieser Rhythmus ist schon aus dem Takt geraten, der Tag besteht aus schier endloser Freizeit, die nicht durch das Auf- und Umräumen des Autos verschlungen wird. Heute Morgen waren wir schon lange Spazieren, über Feldwege, quer durch den Wald, über große Felsen hin zum nahegelegenen Strand. Es war Ebbe, das Wasser flach, aber dennoch hat Opa gefischt und mir gezeigt, wie es geht. Die Kinder haben im Sand gespielt.

Ich habe zum ersten Mal eine Angel in der Hand

Der gefangene Fisch wurde zerlegt, gekocht, wir haben gegessen und es ist immer noch früh. So viel Zeit überfordert mich fast. Nachmittags zu bloggen, dazu wäre ich sonst gar nicht gekommen. Schon ruft wieder das große Draußen. Es gibt so viel Wald um uns herum zu entdecken. Hier und da wachsen Blaubeeren. Oma kann einige Sorten Steinpilz identifizieren und Mona hat schon nach Pilzpfanne gefragt. Aber wir müssen das nicht alles heute machen. 

Bisher haben wir nur in der Gegenwart gelebt. Schien die Sonne am Strand, bin ich baden gegangen. Hat es geregnet, sind wir gefahren. War der Ort schön, haben wir sofort erkundet. Nur einen Tag an jedem Platz zu bleiben, bedeutet auch, alles an diesem Tag zu tun, was wir dort tun wollen. Der Kopf ist im Jetzt, die Gedanken sind freier ohne so viel Morgen.

Aber auch das hier ist schön: Ein warmes Haus zu haben. Die Kinder mit Buntstiften, Malheften, Büchern schier zu überschütten. Oma hat uns einiges mitgebracht. Auf mehr als einer Platte zu kochen. Danach direkt im Spülbecken abzuspülen. Sich jederzeit die Hände waschen zu können.

Bei der Buchung habe ich mich gefragt, ob das Haus uns reichen wird. Nun erscheint es uns viel zu groß, selbst für sieben Personen. Die Reise hat uns gezeigt, wie wenig wir brauchen, um zufrieden zu sein. Eine wichtige und gute Erkenntnis, die wir mit nach Hause nehmen wollen.

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