Abenteuerliche Führung durch die größte Festung Europas

Nachdem wir im spanischen Figueres das Dalí-Museum besucht hatten, stand noch eine andere Sehenswürdigkeit auf unserer Liste: das Castell de Sant Ferran, eine Befestigungsanlage mit enormen Ausmaßen direkt neben der Stadt. Von außen ist die Festung, die Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde und noch heute fast vollständig intakt ist, fast gar nicht zu sehen. Im Inneren konnten wir bei einer einzigartigen Führung mit Geländewagen, Boot und zu Fuß alles erkunden — sogar unter der Erde.

Als die Tour durch die Anlage zu Ende war, lautete das erste Wort aus dem Mund der Kinder: „Nochmal!“ Gerne hätten wir ja gesagt. Dann hätten wir die Fahrt im offenen Geländewagen rund um den innersten Teil der Festung, dessen Form an eine Schildkröte erinnert, noch einmal erleben können. Noch einmal in eine der engen und dunklen Konterminen gehen können, wo die Soldaten in Kriegszeiten darauf warteten, feindliche Tunnelgräber abzufangen.

Das Wasser unter der Erde

Die größte Begeisterung hat bei uns allen aber der letzte Teil der Führung geweckt. Wir als Familie waren an diesem Morgen die einzigen Gäste bei dem Festungsrundgang und hatten daher auf der letzten Etappe das Boot ganz für uns allein. Über der Erde sind die acht Millionen Liter Wasser, die sich in vier Zisternen unter der Festung befinden, nicht zu erahnen. Mit dem Schlauchboot können Besucher die Wasserspeicher mit den gewölbten Decken hautnah erleben. Das Wasser ist glasklar und sogar trinkbar. 

Seit vierzig Jahren ist die Quelle, die einst über ein Aquädukt Nachschub lieferte, versiegt. „Wegen des Klimawandels“, wie unsere spanische Touristenführerin erklärt. Doch weil das gesamte Wasser in Kammern unter der Erde ruht, geht kaum etwas verloren. In der Zisterne ist es merkwürdig warm und feucht. Wenn ein Tropfen vom Paddel ins Wasser fällt, klingt es wie Glöckchen. Ein lieblicher Ton, der in der Dunkelheit widerhallt.

Eine ähnlich magische Stimmung herrscht in den ehemaligen Pferdeställen. Durch Fenster an den Seiten fällt warmes Sonnenlicht herein. Die Decken sind hoch und geschwungen. Und die steinernen Futtertröge und eisernen Ringe zum Anbinden der Tiere sorgen dafür, dass der Raum nicht zu sehr an ein Kirchenschiff erinnert. 

Das Schönste an diesem sonnigen Januartag aber war, die Festung fast für uns allein zu haben. Selbst der Parkplatz davor hat sich bis nachmittags nicht weiter gefüllt. Während am Dalí-Museum die Leute Schlange standen, scheint die Festung weniger beliebt zu sein. Dabei ist sie auf jeden Fall einen Besuch wert und die Tour eine der ungewöhnlichsten, die wir auf unseren Reisen erlebt haben.

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